Eduard Thöny am Ammersee

Utting – „Eduard Thöny, gleich groß als Mensch und Künstler, hat uns mit seinem Gesamtwerk eine Sittengeschichte der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts geschenkt. Schauen wir hinein in den Spiegel, der uns vorgehalten wird – das Bild wird uns nachdenklich stimmen“, beschreibt ihn der Fackelträger-Verlag anno 1957. Maßgeblich hatte Eduard Thöny das Erscheinungsbild des Simplicissimus geprägt hatte. „…und wie schön hat er zur Laute gesungen“, ergänzte Simpl-Kollege Olaf Gulbransson in einem Nachruf auf den Künstler, der bis zu seinem Tode im Uttinger Ortsteil Holzhausen gelebt hatte. „Jetzt liegt Thöny begraben oben an der Kapelle in Holzhausen. Unter ihm der Ammersee in seiner ganzen Breite. Bloß fünf Minuten zu gehen zu seinem Anwesen und Haus am Ufer. Die Kirche ist so klein und schön, wie viele in seiner Heimat. Drinnen, wo die Messe für ihn gehalten wurde, ist alles so, wie er es sich geträumt hatte. Schöner kann er nicht liegen.“
Thöny war 1866 in Südtirol geboren. Und er sah auch aus, wie man sich einen Mann aus dem Süden vorstellt. Kohlschwarze Haare, kohlschwarze Brauen, kohlschwarzes Bärtchen, baumlang gewachsen und gertenschlank. „Sogar in der Trachtenjoppe wirkte er wie im Smoking“, stellt Hans Reimann im Vorwort zu „Koketten, Bauern und Soldaten - gezeichnet von E. Thöny“, fest.
Dass Künstler auch dem Sport etwas abgewinnen können, bewies Thöny 1904. Zusammen mit Ludwig Thoma und dem Karikaturisten Rudolf Wilke radelte er von München durch die Provence bis Marseille, von Algier nach Tunis, von Neapel über Rom zurück zur Isar. Mit seiner Frau Rosl ließ er sich letztendlich in Holzhausen am Ammersee nieder. An Ostern 1944, morgens gegen fünf Uhr, brannte das schmucke Anwesen nieder. Als Ursache wurde Kurzschluss vermutet. „Allein, das war noch das wenigste, was er auf die alten Tage an Kummer zu ertragen hatte“, schreibt Reimann. „Statt als einer der größten Graphiker, die wir Deutschen gehabt haben, anerkannt zu sein, sank seine überragende Kunst dadurch im Kurs, dass er jahraus, jahrein in einem Witzblatt vertreten war.“ Im Laufe von 50 Jahren lieferte er für den „Simpl“ rund 2500 Blätter. Am 26. Juli 1950 stirbt Eduard Thöny im Alter von 84 Jahren.
Der Karikaturist und die kleine Kirche, wo er sich so gerne aufgehalten hatte, ist auch Thema der Wanderung mit dem Uttinger Diakon Ludwig Streicher. Gestartet wird am Freitag, 10. September, zehn Uhr am Bahnhof in Utting. Anmeldungen werden unter Telefon 08806-958046 entgegen genommen.


Eduard Thöny

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